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Logopädie im Vorschulalter - mit der Therapie beginnen oder abwarten?

Vorwort

Im Zeitalter von Google, Facebook und Instagram ist man ständig und überall mit den tollsten Kindern und deren Entwicklung konfrontiert. Von überall bekommt man die allerbesten Tipps und jeder hat eine Meinung zu den Fähigkeiten der eigenen Kinder und denen der Anderen. Da kann bei den ein oder anderen Eltern schon mal die Frage aufkommen: Ist mein Kind „normal“ entwickelt?

In diesem Blog möchten wir einige Fragen rund um das Thema der Logopädie klären, und den Nebel rund um die sprachliche Entwicklung deines Sprösslings etwas lichten. Wir möchten dir Fragen beantworten, aber auch Möglichkeiten an die Hand geben, wie du im Falle des Falles etwas tun kannst.

Ab welchem Alter ist eine logopädische Therapie sinnvoll?

In diesem Beitrag geht es um die große Frage: Ab wann ist es sinnvoll mit einem Kind zur Logopädie zu gehen?

Grundsätzlich entscheidet das in den meisten Fällen vor allem der Kinderarzt, Hausarzt, HNO-Arzt oder Zahnarzt bzw. Kieferorthopäde. Es gibt jedoch auch Fälle, in denen der Arzt den Eltern die Entscheidung überlasst, oder zur Entscheidungsfindung eine logopädische Diagnostik durchführen lässt. Wie immer bei einer medizinischen Behandlung sollte man sich umfassend von Fachpersonal beraten lassen, um für sich selbst und sein Kind die richtige Entscheidung zu treffen.

Was spricht also dagegen, mit einer logopädischen Behandlung so früh wie möglich zu beginnen? Als Argument gegen einen sehr frühen Beginn der logopädischen Therapie hören wir häufiger:

„Man sollte Kinder nicht kränker machen als sie sind, und sie mit einer „Therapie“ in so jungen Jahren stigmatisieren.“

Dieses Argument hat durchaus in vielen therapeutischen Bereichen seine Berechtigung. Bei Kindern durch therapeutische Interventionen ein Störungsbewusstsein zu erzeugen, wo garkeine Störung vorliegt, sollte unbedingt vermieden werden.

Aus der Sicht der Logopädie gilt jedoch: eine fundierte, fachliche Förderung der Sprache und des Sprechens hat keinerlei Nachteile, jedoch große Vorteile. Die therapeutischen Ansätze der logopädischen Therapie für Kinder sind spielerisch und wollen vor allem Ressourcen nutzen und erweitern. Etwas griffiger formuliert: Sprachförderung hat noch keinem Kind geschadet.

Nun sind wir an einem spannenden Punkt, denn: Zwar schadet eine frühe, logopädische Therapie der Entwicklung eines Kindes nicht, wohl aber kann eine fehlende oder zu spät angesetzte therapeutische Intervention gravierende Folgen für die Entwicklung eines Kindes haben.

Um diesen Zusammenhang greifbar und verständlich zu machen, haben wir ein kurzes Fallbeispiel konstruiert:

Lina ist vier Jahre alt, geht in den Kindergarten und ist ein aufgewecktes, intelligentes Mädchen. Sie erzählt viel und gerne, kann sich ihrem Alter entsprechend ausdrücken und mitteilen. Soweit kein Fall für die Logopädie. Allerdings lispelt Lina, das heißt, bei Wörtern wie „Sonne“ oder „Wasser“ rutscht ihre Zunge beim „s“ zwischen die Zähne. Ansonsten ist sie sprachlich jedoch unauffällig und hat sich auch im Übrigen altersgemäß entwickelt. Nun stellt sich für Mama und Papa die Frage: mit logopädischer Behandlung beginnen, oder doch noch warten bis es sich „rauswächst“?

In diesem Fall muss diagnostisch genau unterschieden werden: Lispeln kann ein Symptom sein, allerdings auch Teil eines natürlichen, physiologischen Entwicklungsprozesses.

Innerhalb der Sprachentwicklung verfeinert ein Kind seine Sprache systematisch. Dies passiert grob nach dem Prinzip „Trial and Error“. Es werden verschiedene Möglichkeiten ausprobiert, einen Laut bzw. ein Geräusch nachzubilden und im Folgenden zu Silben und Wörtern zu verbinden. Dass dieser Prozess nicht ohne Fehltritte auskommt, ist nachvollziehbar. Ein Lispeln kann also im Zuge eines Entwicklungsprozesses eine Zwischenstufe zum korrekt gebildeten „s“ darstellen und somit völlig normal sein.

Aber:

Lispeln, oder in der Fachsprache „Sigmatismus“, kann auch ein Symptom einer Störung der orofazialen Entwicklung sein. Das bedeutet, dass im Laufe der Entwicklung des Schluckens und der damit verbundenen Muskulatur und Koordination im Mundbereich etwas „schief gelaufen“ ist. In diesem Fall treten neben dem Lispeln meist für Fachleute deutlich erkennbare Symptome auf:

  • offene Mundhaltung
  • offener Biss
  • schwache Zungen-, Lippen-, Wangen- und insgesamt Gesichtsmuskulatur
  • funktionelle Zahnfehlstellungen und Gaumenverformungen
  • Habits, d.h. Gewohnheiten wie Daumenlutschen, lange anhaltendes Schnullern „nebenher“, Fingernägel kauen etc.
  • trockene Lippen
  • „unkontrollierter“ Speichelfluss
  • häufige Infekte

Eine solche umfassende Störung der orofazialen Entwicklung wird sich in der Regel nicht herauswachsen. Die Zungen- bzw. Gesichtsmuskulatur und deren Koordination kann sich ohne neuen Input und neue Informationen nicht zuverlässig „selbst reparieren“. Infolge wird sich auch die Artikulation, d.h. das „Lispeln“ des Kindes nicht verbessern. Unbehandelt können sich gravierende, ganzkörperliche Folgen entwickeln. Diese Schäden können den gesamten Körper betreffen und sind nicht klar einzugrenzen. Hier zu nennen sind Zahnfehlstellungen, Kiefer- und Gaumenverformungen, Störungen der Okklusion (Aufbiss), Veränderungen des Gesichtsschädels (Nebenhöhlen), Störungen der Körperstatik etc..

Je früher man in diesem Fall mit einer logopädischen Behandlung beginnt, desto eher können strukturverändernde Prozesse im Gesichtsbereich gestoppt bzw. umgekehrt werden.

Fazit:

Das Beispiel zeigt deutlich:

Ein früher Beginn der logopädischen Therapie richtet keinen Schaden an, ein zu später Beginn oder sogar fehlende logopädische Therapie kann schwerwiegende Folgen für die Entwicklung eines Kindes haben.

Solltet ihr euch in dieser oder einen ähnlichen Situation befinden, ist eine differenzierte logopädische Diagnostik in jedem Fall sinnvoll.

Gerne helfen wir euch in einem Telefonat oder persönlich in unseren Praxen in Kusel weiter. Hier findest du unsere Kontaktdaten.