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Plötzlich ist die Stimme weg - ein schleichender Prozess?

Vorwort

Wir leben in einer Zeit, die mit ihren gesellschaftlichen Voraussetzungen den perfekten Nährboden für Stimmstörungen aller Art bietet. Unsere Leistung rückt immer mehr in den Vordergrund, Zeit für Entspannung und Loslassen wird immer knapper, der Bezug zur Natur und zur Natur des eigenen Körpers rückt in den Hintergrund. Die Anforderungen an uns steigen, während unsere Ressourcen gleich bleiben oder knapper werden. Eine Störung der Stimme, wie auch immer sie aussehen bzw. klingen mag, ist häufig ein Symptom, das uns auf dieses überlaufende Fass aufmerksam machen kann. In diesem Beitrag möchten wir diese Zusammenhänge erklären, präventive Maßnahmen aufzeigen, und, falls das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist, Lösungs- und Behandlungsmöglichkeiten bereitstellen.

Der Klang der Stimme verrät den Zustand der Seele

Grundsätzlich kann jeder Mensch in jedem Alter von einer Stimmstörung betroffen sein. Um dieses breit gefächerte Spektrum etwas zu strukturieren, kann man Stimmstörungen dem Alter des Patienten und der Ursache der Störung zuordnen. So gibt es bspw. Stimmstörungen im Kindes- und Jugendalter (juvenile Stimmstörung), aber auch im Seniorenalter (Presbyphonie). Ursächlich lassen sich die Störungen in die Bereiche funktionell, organisch und psychogen einteilen. In der Realität des Patienten sind die Grenzen und Einflüsse dieser Bereiche jedoch immer fließend und keineswegs klar abzugrenzen. Typische Symptome einer Stimmstörung können sein: Heiserkeit, Schmerzen beim Sprechen und oder Singen, ständiger „Frosch im Hals“, häufiges Räuspern, leise und kraftlose Stimme uvm.. Um das hochkomplexe System der Stimme greifbarer und verständlicher zu machen, haben wir im Folgenden drei Fallbeispiele konstruiert:

Fall 1:

Lena ist 27 Jahre alt und Grundschullehrerin. Erst kürzlich hat sie ihr Referendariat abgeschlossen und unterrichtet nun seit knapp einem Jahr ihre erste Klasse. Lena telefoniert gerne stundenlang mit ihrer besten Freundin, ist aber bei Vorträgen im Studium, auf Partys oder in größeren Gruppen eher zurückhaltend. Schon während des Studiums fällt ihr auf, dass sie nach einem Vortrag oder einer Unterrichtsstunde, die sie selbst hält, Probleme mit ihrer Stimme bekommt. Sie ist danach immer etwas heiser, ihr Hals tut weh und sie hält sich mit Halsbonbons über Wasser. Im alltäglichen Leben als Lehrerin angekommen, muss sie teilweise vier bis fünf Stunden täglich laut reden, erklären, singen oder maßregeln. Sie ist nach jedem Schultag körperlich und geistig erschöpft, möchte nur noch das nötigste sprechen und jeder Restaurantbesuch wird zur stimmlichen Tortur. Ihre Stimme klingt heiser, dünn, fast kindlich und ohne Durchsetzungskraft. Nach einer starken Erkältung ist ihre Stimme schließlich dauerhaft so heiser, dass sie kaum mehr einen Ton heraus bekommt. Ein Besuch beim HNO bringt die Diagnose: hypofunktionelle Stimmstörung, beidseitige Stimmbandknötchen.

Fall 2:

Jürgen ist 53 Jahre alt und Chef eines Autohauses. Er arbeitet täglich zehn Stunden, manchmal mehr, teilweise sogar am Wochenende. Jürgen verdient sehr gut und hat große Verantwortung, er muss häufig Entscheidungen treffen und arbeitet mit hohen Geldbeträgen. Jürgens Privatleben, seine Ehe und seine Kinder leiden unter der hohen beruflichen und zeitlichen Belastung. Und auch Jürgen selbst fällt es zunehmend schwer sich morgens aufzuraffen. Um den Stress besser zu ertragen, hat er das Rauchen wieder angefangen. Er hat wiederkehrende Spannungskopfschmerzen, Rückenschmerzen und Zahnschmerzen. Er spricht selten über die Arbeit, noch seltener über sich und seine Gefühle. Jürgen fällt auf, dass er früher viel fröhlicher, kommunikativer, lauter und freundlicher war. Er hat immer gerne gesungen, erzählt und gelacht. In letzter Zeit schnürt es ihm schon bei kurzen Telefonaten sprichwörtlich die Kehle zu, er muss sich ständig räuspern und hat das Gefühl, er habe einen Frosch im Hals. Seine Stimme klingt rauh, klanglos, hart und knarrend. Als ihn immer mehr Menschen in seinem Umfeld darauf ansprechen, lässt sich Jürgen ärztlich untersuchen. Diagnose: Burn-Out, Cranio-mandibuläre Dysfunktion, hyperfunktionelle Stimmstörung.

Fall 3:

Milan ist 8 Jahre alt und geht in die Grundschule. Milan ist überdurchschnittlich intelligent, seine schulischen Leistungen sind jedoch unterdurchschnittlich. Milan redet schnell, viel und laut. Er redet im Unterricht, in der Pause, auf dem Heimweg und in der Nachhilfe fast ununterbrochen. Milans Eltern sind beide voll berufstätig und auf der Arbeit voll eingespannt. Wenn Milan nach der Ganztagsschule von seiner Mama abgeholt wird, versucht er bereits auf dem Heimweg seinen gesamten Tagesablauf detailliert zu schildern. Seiner Mama tut es jedes Mal unendlich Leid, wenn sie ihn wegen eines geschäftlichen Telefonates abwürgen muss. Bei dem Versuch, die Berichterstattung zuhause bei Papa nachzuholen, stößt Milan erneut auf halb geöffnete Ohren. Papa ist im Home-Office und muss noch Kundengespräche führen. Als alle Pflichten der Eltern gegen 19:00 Uhr erfüllt sind, ist die Familie erschöpft und hat nur noch Kraft für die Couch und das Abendprogramm im TV. Milan hat sein Mitteilungsbedürfnis heruntergeschluckt und hat stattdessen Nintendo gespielt. Als Milan aufgrund einer Mandelentzündung vom HNO untersucht wird, stellt dieser Stimmbandknötchen und eine ausgewachsene Stimmstörung fest. Ob der heisere und angestrengte Stimmklang den Eltern nicht aufgefallen sei, ist die erste Frage des HNO. So klinge Milan schon immer, antworten die Eltern. Diagnose: juvenile Stimmstörung, Stimmbandknötchen.

Sicherlich kann sich der ein oder die andere in einem dieser Beispiele wiederfinden. So vielfältig wir Menschen und unsere Stimmen sind, so vielfältig sind auch die Ursachen für eine Stimmstörung. Eines haben Stimmstörungen jedoch gemein: sie machen uns auf ein Ungleichgewicht aufmerksam. In allen drei oben beschriebenen Fällen ist die Stimmstörung ein Symptom. Ein Symptom in einem größeren, komplexen Wirkungsgefüge, das hier nur schemenhaft und im Ansatz betrachtet wird. Beim Versuch, dieses Symptom isoliert und getrennt von seinem ganzheitlichen Zusammenhang zu behandeln, stößt man schnell an die Grenzen der therapeutischen Wirksamkeit. Eine Stimmstörung ist das Ergebnis einer komplexen Verkettung von muskulären, motorischen, kognitiven, psycho-sozialen, emotionalen und umweltbedingten Vorgängen. Und ebenso ganzheitlich wie sich eine solche Stimmstörung entwickelt muss sie auch behandelt werden.

Da jede Stimmstörung genauso individuell ist wie der Mensch bei dem sie auftritt, ist der Bereich der Prävention ebenso umfangreich und komplex. Ein hilfreicher Ansatz ist jedoch bereits in der Überschrift dieses Artikels versteckt:

„Der Klang der Stimme verrät den Zustand der Seele.“

Die wichtigste präventive Maßnahme im Bereich der Stimme lautet also: Höre auf deinen Körper! Nimm die Signale, die dir dein Körper, deine Stimme und DEINE Symptome senden, wahr. Oder fährst du mit einem Auto durch die Gegend, bei dem alle Warnleuchten blinken?

Fazit:

Eine Stimmstörung kann ein rein muskuläres Problem sein, sie kann Folge einer toxischen Beziehung sein, sie kann vollkommen unerklärlich sein. Stimmstörungen können die Folge von zu viel Stress, zu wenig Stress von körperlicher Fehlbelastung oder geistiger Fehlbelastung sein. Sie können im Zusammenhang mit einer chronischen Erkrankung auftreten oder in Folge eines akuten Infekts.

Kurz gesagt: eine Stimmstörung kann ein Symptom für so ziemlich alles sein.

Falls du dich in einer unserer Beschreibungen wiederfindest, du weitere Fragen hast oder eine professionelle Einschätzung benötigst, melde dich gerne persönlich bei uns. Hier findest du unsere Kontaktdaten.